Beim Verschiffen in Genua


Hangar von Aviosuperficie San Teodoro


Savannah von BW; STOL CH 701


Aus- und Einflug über den La Cinta Strand


An diesen Kulissen kann man sich nicht satt sehen (Insel Tavolara)


Am Ufer immer die ansteigenden Gelände im Auge behalten


Buchten und Strände

Dieses Jahr sollte unser Familienurlaub nach Sardinien/Ita-
lien führen. Wie in unserem "Familienrat" üblich, wird das
Urlaubsziel gemeinsam festgelegt und nachher versucht ein
Domizil zu buchen, per Reisebüro und-/oder per Internet.
Nachdem wir uns, nach einigen Feinabstimmungen über Be-
Bedürfnisse/Budget etc. für ein Ferienhaus in der Nähe von
Olbia/San Teodoro begeistern konnten, begann meine weitere Suche nach Möglichkeiten dort UL fliegen zu können. Mit der
Entscheidung für die Region San Teodoro hatte meine Frau
unbewusst für mich einen Volltreffer gelandet. Ganz in der Nä-
he befindet sich das Aviosuperficie San Teodoro, welches auf
der Hompage www.santeodoroulm.it oder von der deutschen
www.skyrider-ul.de angepriesen wird (Flügel der Welt). Eine
Mail-Anfrage im März bei Skyrider Ul wurde mir freundlich mit
allen gewünschten Angaben umgehend beantwortet. Da mei-
ne Flugerfahrung beim Erhalt der französischen Lizenz leider
vor 2 Jahren nicht wie geplant fortgesetzt werden konnte (Zu-
lassungen von UL können in Frankreich zur Zeit sehr, sehr lan-
ge dauern), kam nur die Möglichkeit mit einem Instruktor zu
fliegen in Frage. Ueber meine Frankreich-Story, die Behör-
den- und Verbandskultur in Frankreich (FFPLUM zuerst keine
Reaktion, nachher nur leere Versprechungen; keine Reaktion
scheint auch beim DGAC Prinzip zu sein), darüber werde ich
später versuchen die Erfahrungen sachlich aufgearbeitet wei-
terzugeben. Nur so viel: Vorsicht beim Kauf für in Frankreich
zu registrierende UL Fluggeräte!

Nun fertig lamentiert, eine aktuelle Sardinien Jeppesen Karte
an der Aero erstanden, im Internet vor dem Urlaub kurz die
wichtigsten Daten runtergeladen. Leider wurde ein weiteres
Mail 2 Wochen vor dem Urlaubsbeginn von Skyrider UL nicht
mehr beantwortet. Zu den UL-Regeln innerhalb der EU ist fol-
gendes anzumerken: Die UL-Klassen sind ausschliesslich län-
derspezifisch geregelt, so auch in Italien. Hier unterliegt ein UL
keinen allgemeinen aviatischen Richtlinien, es gilt als eine Art
Sportgerät. So auch die sehr speziellen Regeln, wie z.B. die
maximale Flughöhe an Werktagen von 150m über der höchs-
ten Erhebung innerhalb eines Radius von 3km, an Feiertagen
und innerhalb Ferien 300m. Es darf weder in kontrollierten Luft-
räumen, noch in Flugplatznähe geflogen werden (praktisch aus-
schliesslich Luftraum G) und es sind nur spezielle Fluggelände
zu benützen (Aviosuperficie). Funk und Transponder sind nicht
erlaubt, ansonsten gilt 450kg max. Abfluggewicht für Doppel-
sitzer und 65km/h Mindestgeschwindigkeit. Die Zulassungen
und Lizenzen werden durch den Verband verwaltet, die allge-
meinen Fluggelände müssen staatlich konzessioniert sein.
Die italienische UL Szene ist sehr aktiv, es gibt einige wirklich
gute Hersteller die sich international einen guten Ruf geschaf-
fen haben (es gibt natürlich auch die verschiedenen Kategorien
wie 3-Achs, Trike und Gyrocopter etc.). Sieht man sich jedoch
auf Flugplätzen um, wird sehr schnell klar, dass die sogenann-
ten "Sportgeräte" in der Regel ausserordentlich gut ausgerüs-
tet sind mit Funk, Transponder, künstlichem Horizont, u.v.m. So
alles was das Herz begehrt und teuer ist, nicht unbedingt nötig
wäre, jedoch das Abfluggewicht in den "roten Bereich" ver-
schiebt. Das Rettungsgerät kennt man weniger, es ist auch
nicht Pflicht.

Nun war es soweit und wir traten die Reise am 2. Juli Richtung
Genua mit 2 PW an. Die Fähre sollte uns dann über die Nacht
bis am Sonntagmorgen nach Olbia bringen, um dann das Fe-
rienhaus suchen und beziehen zu können. Bereits am Sonntag-
abend fand ich leicht das Aviosuperficie, direkt zwischen der
Verbindungstrasse nach San Teodoro und dem bekannten la
Cinta Strand gelegen. Die sehr gepflegte Anlage besteht aus
einem Hangar, 2 Grasstaxiways und einer 500m langen Gras-
piste 15/33 (zwischen 2 kleinen Seen gelegen; Koordinaten
40/48/12 Nord und 09/39/58 Ost). Der Eigentümer der Anlage
stellte sich als Salvatore Biddau vor, er betreibt den Flugplatz
mit Flugschule. Als Fluggerät konnte ich zwischen dem offenen
Groppino und der Savannah wählen (kommerzielle Montage in
Italien der in Tschechien als Bausatz hergestellten STOL CH
701). Da es immer windig war, empfahl mir Salvatore die Sa-
vannah, die mit einem Rotax 912 S ausgerüstet ist. Wie die An-
lage machten auch die Fluggeräte einen wirklich tadellosen
Eindruck, einen solch aufgeräumten, sauberen Hangar sieht
man auch in unseren Breitengraden eher selten. Nach Einigung
über Preis (Euro 80.- pro 30 Flugminuten = in der Regel 3/4 Stunden Aufwand), sassen wir nach 10 Minuten und erfolgter
Vorflugkontrolle, bereits in der Savannah für die Einweisung.
Mangels Italienischkenntnisse meinerseits, fand die Verständi-
gung problemlos in Englisch statt. Skyrider bietet auch Kurse in
deutscher Sprache an, wenn ein Fluglehrer vor Ort ist. Der Ro-
tax 912 S wurde zum Leben erweckt und sorgfältig warmgelau-
fen, nach kurzem Rollen, Magnetcheck am Holdingpoint der
Piste 15, linierte ich ganz am Pistenanfang auf (hinten Wasser/
seitlich Wasser). Salvatore gab mir den Rat, dass 5000 U/Min.
für den Start genügend seien, da die Savannah mit dem 100
PS Rotax üppig motorisiert sei. Klappen in Position 1, Leistung
setzen, rechtes Seitenruder und schon waren wir in der Luft. Der
Ausblick über die Lagune war gigantisch, ich sollte mich doch
auf das Fliegen konzentrieren. Salvatore holte mich augenblick-
lich in die Wirklichkeit zurück, Steigwinkel max. Klappenge-
schwindigkeit einhalten, und vor allem leicht rechts wegfliegen,
um Kollisionen mit Wasservögel, die in der Lagune brüten, zu
vermeiden (teilweise Flamigos!). Die Flugerlebnisse waren
äusserst intensiv, in Italien wird sehr tief geflogen, was Konzen-
tration erfordert. Der Ein- und Ausflug erfolgt direkt über den
herrlichen la Cinta Strand, dominant wirkt immer die Insel Tavo-
lara, sowie viele schöne Strände und Buchten. Ganz in der Nähe
verläuft die CTR 1 vom Airport Olbia (bis Grund), die respektiert
werden muss. Während den 2 Wochen Urlaub flog ich 4 Stunden
mit Salvatore, der sich als sehr gewissenhafter und pädagogisch
agierender Instruktor erwies, was mir gut tat und Spass machte.
Das Wetter war immer "CAVOK", an ein paar wenigen Tagen
stürmisch und Fliegen nicht möglich. Ich konnte viel mitnehmen und
profitieren, es fanden gute Briefings und Flugbesprechungen statt.
Salvatore fand immer Worte für das was gut war, und für Dinge die
man beachten sollte, oder zu korrigieren sind. Die Savannah ist
angenehm zu Fliegen und robust, die Reisegeschwindigkeit liegt
bei 140 km/h. So machte das Fliegen echt Spass und gelernt hat-
te ich auch noch jede Menge. Natürlich trafen auch andere UL ein
oder waren am Platz, wie P 96 Golf, MCR 01 VLA, Fascination
und Storm. Auch ein UL Hubschrauber, 2-Sitzig mit Rotax 914
Turbo, wurde geflogen.

Die 14 Tage auf Sardinien vergingen buchstäblich wie im Fluge,
auch die italienische Gastronomie und Gastfreundlichkeit war her-
vorragend, jedes Familienmitglied kam auf seine Kosten (auch
ohne Fliegervirus). Mit dem Ziel einmal mit einem Ecolight dort-
hinzufliegen, trat ich mit einem "weinenden Auge" die Rückreise
an. Dies ist noch Lebensqualität, ein wirklicher Geheimtipp. Alles
Gute, vielen Dank an Salvatore und auf Wiedersehen.

Werner Fischer


Die Sonne ging wieder einmal auf für mein Fliegerherz



Ferien und UL-Fliegen in Sardinien / San Teodoro
Ein Bericht von Werner Fischer
Juli 2005